PETROLEUMLAMPEN

Infos

In den 90er Jahren hatte ich nur das Buch "Lampen, Leuchten und Laternen" von Sigrid Wechssler zur Verfügung, wo zumindest zwei Seiten über Petroleumlampen vorhanden waren. Ende der 90er Jahre fand ich im Internet nur sehr wenig, Anfang der 2000er Jahre schon etwas mehr zu diesem Thema. Heute haben viele Sammler Webseiten wo man einiges an Informationen findet.



Kerzen

Das häufigste Lichtgerät waren früher Talg- oder Wachskerzen, die auch heute noch jeder kennt. Zur Aufnahme dieser gab es viele Arten von Leuchtern, z. B. Tischleuchter, Wandleuchter oder Hängeleuchter. Diese konnten 2, 4, 6 oder auch mehr Kerzen aufnehmen. Hängeleuchter, die mit geschliffenen Steinen verziert waren, werden Lüster genannt. Die sogenannten Tischkandelaber haben mehrere Arme, die von einer zentralen Stelle ausgehen, wobei jeder Arm in der Regel eine Kerze tragen kann.



Laternen

Die Laterne entstand aus dem Bedürfnis, eine Lichtquelle im Freien vor der Witterung wie Wind oder Regen zu schützen. Ein Türchen ermöglich das Einsetzen der Lichtquelle, welche zunächst oft Kerzen waren. In der Antike gab es schon die Handlaterne, mit der sich Bürger ihren Weg erhellen mußten als es noch keine Straßenbeleuchtung gab.

Ab dem 16. Jahrhundert gab es größere Hängelaternen, mit denen Ein- und Durchgänge, Treppenhäuser und Eingangshallen beleuchtet wurden. Diese Vorlieben reichten bis in das 19. Jahrhundert hinein.

Im 18. Jahrhundert kamen Faltlaternen auf, die zusammenklappbar waren und besonders von Ärzten und Apothekern auf ihren abendlichen Besuchen verwendet wurden.



Öllampen

Die kleine Öllampe ist schon seit dem 7. Jahrhundert vor Christus nachgewiesen. Etwa im 5. Jahrhundert nach Christus entstand die klassische Öllampe, deren Form bis zum Mittelalter erhalten blieb. Sie besteht aus einem runden Behälter, der das Öl aufnimmt und oben mit einem oft verzierten Deckel, den sogenannten Spiegel, geschlossen wird. Im Spiegel befindet sich ein Loch zur Befüllung der Lampe und manchmal auch Entlüftungslöcher.

Der Übergang vom Spiegel zum Lampenkörper wird als Schulter bezeichnet. An beiden Seiten der Schulter befinden sich oft Ösen zur Befestigung von kleinen Ketten, die zum Aufhängen der Lampe dienen.

Nach vorne geht der Lampenkörper in die ausgezogene Schnauze über, die den Docht trägt. Gegenüber der Schnauze befindet sich oft ein Henkel, mit dessen Hilfe man die Lampe tragen kann.

Als Brennstoff dienten Talg, Fett oder Öl. Diese dickflüssigen Brennstoffe stiegen allerdings im Docht nur wenige Zentimeter hoch.


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Ähnlich sahen auch die antiken Öllampen aus


Später wurde das sogenannte Ruböl benutzt, was aus Raps hergestellt wurde. Raps wurde ab dem 17. Jahrhundert in größeren Mengen angebaut. Die damals bekannten Ruböllampen sollen allerdings ziemlich gestunken haben.

Öllampen lassen sich grob in drei Gruppen einteilen:



Die Argand-Lampe

Ende des 18. Jahrhunderts wurde von Aimé Argand der Hohldocht erfunden. Er entwickelte eine neue Öllampe, die er um 1783 vorstellte. Bei ihr befindet sich das Öl in einem seperaten Tank, von dem Zuleitungsröhrchen zum tiefer gelegenen Brenner führen. Der Brenner selbst besteht aus einem doppelten Metallzylinder, in dessen hohler Wand ein runder Docht befestigt ist. Der innere Zylinder ist nach unten offen, so dass von unten immer Luft an die Flamme gelangen kann. Weiterhin wurde ein Blechzylinder, wenig später aber ein Glaszylinder über die Flamme gesetzt, der für eine gleichmäßige Luftzufuhr und einen guten Zug sorgt. Über dem Glaszylinder wurde noch ein glockenförmiger Blendschirm aus mattem Glas gestülpt. Er sorgt für ein angenehmes und blendungsfreies Licht.

Die Argandlampe wurde gerne als Studierlampe in der Biedermeierzeit benutzt. Es gab sie aber nicht nur als Tischlampe. Mit ihr wurden auch Kronleuchter ausgestattet, die zur Beleuchtung von Ball- und Theatersälen verwendet wurden. Auf einem Kronleuchter befanden sich bis zu 6 Argandlampen.



Die Carcellampe oder Uhrwerklampe

Der Franzose Bertrand Guilaume Carcel (1750-1812) konstruierte um 1800 eine kleine Pumpe, die durch ein Uhrwerk mit Federaufzug angetrieben wurde und setzte diese in eine Öllampe. Durch die Pumpe wurde das Öl vom Fuß der Lampe zum Docht hochgepumpt.



Die Moderateurlampe

Die Moderateurlampe gab es seit etwa 1827 und löste die Carcellampe ab. Sie Es ist aber nicht genau bekannt, wer die Moderateurlampe erfunden hat. Allgemein wird dem Franzosen Franchot diese Entwicklung zugeschrieben, allerdings lehnte er das damals schon ab.

Die Moderateurlampe besteht aus einem großen Ölbehälter im Fuß. In diesem befindet sich eine Ledermanschette, auch Lederkolben genannt. Über dem Lederkolben liegt eine Feder. Nachdem die Lampe mit Öl befüllt ist, wird an einem Schlüssel im oberen Teil der Lampe gedreht. Dieser ist mit einer Zahnstange verbunden, die den Lederkolben nach oben zieht. Dadurch wird gleichzeitig die über dem Lederkolben befindliche Feder gespannt. Das Öl steht so unter Druck und wird durch ein schmales Rohr nach oben in den Brenner gedrückt.

In dem Rohr befindet sich ein ein dünner Metallstift, der Moderateur, der nach oben eine konische Form aufweist. Dieser Stift regelt die Ölmenge zum Brenner. Ist der Öldruck groß, wie es bei einer frisch befüllten Lampe der Fall ist, ist die Ölmenge durch das Rohr gering. Nimmt die Ölmenge im Ölbehälter ab, wird der Öldruck im Rohr geringer und der Moderateur läßt eine größere Ölmenge durch das Rohr passieren. Damit bleibt die Ölzufuhr im Brenner weitgehend konstant und die Lampe leuchtet etwa 7 bis 8 Stunden.

Der Brenner der Moderateurlampe war ein Argand-Brenner. Diese Lampe war besonders in Frankreich sehr beliebt. Wie man sieht, war damals Frankreich ein Schwerpunkt in der Lampenentwicklung.



Petroleumlampen

Die Petroleumlampe ist eine Weiterentwicklung des Argand-Brenners. Es scheint aber nicht genau bekannt zu sein, wer die Petroleumlampe erfunden hat und wann sie genau erfunden wurde. Vermutlich wurde sie in mehreren Ländern gleichzeitig entwickelt.

Sicher ist, dass die Petroleumlampe nach 1850 in Europa eingeführt wurde und die vorigen Öllampen weitgehend verdrängte. Der Vorteil von Petroleum ist seine geringe Viskosität. Da es wesentlich dünnflüssiger als alle anderen zuvor benutzten Öle ist, steigt es innerhalb des Dochtes viel höher - bis zu 25 cm. Dadurch konnte der Tank der Lampe unterhalb des Brenners angeordnet werden. Außerdem war das Petroleum damals sehr preiswert zu haben.


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Typische Petroleumlampen:
Links ein Flachbrenner (5-linig) mit Bauchzylinder
und rechts ein kleiner Kosmosbrenner (6-linig)


Der Aufbau der Petroleumlampe ist dem der Argandschen Öllampe recht ähnlich. Es gibt verschiedene Formen von Brennern und Glaszylindern. Petroleumlampen wurden im 19. Jahrhundert von verschiedenen Firmen entwickelt und hergestellt. Bekannte Firmen waren die Firma Wild & Wessel in Berlin, Erich & Graetz in Berlin, Ditmar in Wien, Schuster & Baer in Berlin oder Hugo Schneider in Leipzig.

Tatsache ist, dass es bei der Petroleumlampe keine wissenschaftlichen oder theoretischen Lehrsätze gibt, wie bei vielen anderen Dingen, z. B. der Elektronik. Das schrieb schon die Firma Wild & Wessel in ihrer Jubiläumsschrift "Fünfzig Jahre in der Lampen-Industrie" im Jahre 1894. Daher ist die Entwicklung neuer Lampen und Brenner überwiegend durch Versuche erfolgt. Es gibt hier die Kapillarität des Dochtes, die Physik der Flamme, den Luftzug im Brenner und die Kaminwirkung des Glaszylinders. Diese Kräfte müssen bei der Entwicklung einer Lampe in das richtige Gleichgewicht gebracht werden, um eine möglichst saubere Verbrennung und gute Lichtausbeute zu bekommen.

So wurden im 19. Jahrhundert von den vielen Lampenfirmen, die es damals gab, hunderte verschiedener Brennertypen entwickelt. Einige von ihnen wurden allerdings nur kurz oder auch gar nicht vertrieben, andere dagegen waren so bewährt, dass sie millionenfach hergestellt und verkauft wurden.

Jeder Brenner ist mit seinem Glaszylinder und dem Tank ein durch viele Versuche entwickeltes und sehr genau abgestimmtes System. Damit dieses fein abgestimmte System richtig arbeiten kann, darf man immer nur den genau zu einem Brenner passenden Glaszylinder verwenden! Nur dann sind der Luftzug und die Verbrennung korrekt! Viele Normalverbraucher urteilen dagegen oft nur nach dem Durchmesser des Glaszylinders und meinen, wenn ein Glaszylinder vom Durchmesser her auf den Brenner passt, ist es schon der richtige. Dem ist aber nicht so!

Es lassen sich auch heute noch über einige Spezialfirmen Glaszylinder nachbeziehen, allerdings muß man wie gesagt den zum jeweiligen Brenner passenden Glaszylinder haben. Daher ist es wichtig, sich zunächst über die verschiedenen Brennertypen zu informieren. Dank des Internets konnte ich jetzt einige grundlegende Informationen zusammentragen, da ich früher kaum Bücher zu diesem Thema gefunden habe. Tiefergehende Informationen wie Abbildungen verschiedener Brennertypen sind bei den Links zu finden.



Maßeinheiten von Petroleumlampen

Für die Größe von Petroleumbrenner gilt als Maßeinheit die sogenannte Linie ('''). Sie leitet sich aus der französischen Maßeinheit Fuß ab. Es gilt: 1 Fuß sind 12 Zoll oder 144 Linien, was 32,484 cm entspricht. 1 Linie entspricht 2,25 mm.

Bei Rundbrennern gibt die Maßeinheit Linie die halbe Breite des Dochtes an. Die genauen Daten sind in der folgenden Tabelle zusammengetragen. Allerdings wurden die exakten Maße bei den verschiedenen Lampenherstellern nicht immer eingehalten. Auch sind bei den Zylindern oft gewisse Toleranzen im Bereich von 1 oder 2 mm vorhanden. So kann es z. B. sein, dass ein 14-liniger Kosmoszylinder auf den einen 14-linigen Kosmosbrenner hervorragend passt, auf einen anderen dagegen nur sehr schwer oder umgekehrt.


Maßeinheiten für Rundbrenner


Linig
'''
Docht
Breite
mm
Zylinder
Durchmesser
mm
Brennergewinde
Durchmesser
mm
6 35 34 25,1
8 42 36 27,8
10 50 39 32,8
12 55 43 39,5
14 66 53 39,5
15 69-75 53 39,5
20 88-90 65 39,5

Bei den Flachbrennern gibt die Maßeinheit Linie dagegen die volle Breite des Dochtes an. Allerdings haben Flachbrenner andere Gewinde und passen nicht in die Tanks der Rundbrenner.


Maßeinheiten für Flachbrenner


Linig
'''
Docht
Breite
mm
Zylinder
Durchmesser
mm
3 8 34
5 12 37
7 15 42
11 23 51


Flachbrenner

Flachbrenner oder Flachdochtbrenner waren die ersten und einfachsten Petroleumbrenner die hergestellt wurden. Sie hatten einen flachen Docht, der von unten in den Brenner geführt wird und oben flach aus dem Brenner herausragte. Mit einer Stellschraube, auch Dochttriebrad oder Dochtschlüsselrad genannt, kann der Docht nach oben oder unten geregelt werden, um die Helligkeit der Flamme zu regulieren.


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Flachbrenner oder Flachdochtbrenner (11-linig)


Über die Flamme wird ein bauchförmiger Glaszylinder gestülpt, der für eine gleichmäßige Luftzufuhr sorgt. Viele Flachbrenner wurden damals von der Firma Ditmar in Wien hergestellt, weshalb sich der Begriff "Wiener Zylinder" und "Wiener Brenner" eingebürgert hat.


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Flachbrenner 11-linig mit Bauchzylinder oder Wiener Zylinder


Die Flachbrenner sind eine Ausnahme, denn sie passen nicht in die regulären Gewinde anderer hochwertiger Brenner und somit auch nicht in deren Tanks. Die Flachbrenner haben eigene Gewinde und Tanks.

Um 1865 wurde von James Hinks in Birmingham der Duplexbrenner entwickelt, der zwei flache Dochte besaß, die nebeneinander lagen. Dadurch wurde die Lichtausbeute erheblich gesteigert.

Daneben gab es Flachbrenner auch in kleineren Varianten, sogenannte Sparbrenner, die etwas schmalere Dochte hatten und oft als Nachtlicht verwendet wurden.



Kosmosbrenner

Der Kosmosbrenner (auch Hohldocht- oder Rundbrenner genannt) wurde 1865 in Berlin von der Firma Wild & Wessel patentiert. Bei ihm wird ein flacher, breiter Docht innerhalb des Brenners kreis- oder schlauchförmig zusammengerollt und geführt. Die Luftzufuhr geschieht von außen und von innen. Die Lichtausbeute dieses Brenners ist höher als die von Flachbrennern und die Verbrennung deutlich sauberer. Es kommt daher kaum zu einer Ruß- und Geruchsbildung.


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Kosmosbrenner 14-linig


Der Glaszylinder des Kosmosbrenners hat im unteren Teil eine Einschnürung. Durch diese Einschnürung wird mehr Luft an die Spitze der Flamme geführt, wodurch die Flamme etwas heller wird. Auch wird die Flamme etwas in die Höhe gezogen. Daher sollte ein Kosmosbrenner auch nur mit einem Kosmos-Glaszylinder betrieben werden!


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Der Kosmosglaszylinder hat unten eine Einschnürung


Auf Flohmärkten habe ich schon mehrfach Kosmosbrenner gesehen auf denen Wiener-Glaszylinder oder Matadorzylinder gesetzt waren. Für den Normalverbraucher scheint es meist auszureichen, wenn ein Zylinder vom Durchmesser her auf einen Brenner passt. Allerdings sind diese Zylinder für den Betrieb eines Kosmosbrenners nicht geeignet, da so der Luftzug nicht stimmt was zur Folge hat, dass die Flamme raucht und rußt und es anfängt zu stinken weil die Verbrennung nicht sauber ist.


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Falsch! Kosmosbrenner mit Matadorzylinder (links)
Richtig - Kosmosbrenner mit Kosmoszylinder (rechts)


Bei einer in den 90er Jahren auf dem Flohmarkt gekauften Lampe hatte ich die umgekehrte Variante: Einen kleinen Flachbrenner mit einem Kosmoszylinder drauf. Auch das ist nicht richtig. Da diese Lampe aber nur in meiner Sammlung steht und nicht betrieben wird, habe ich sie so gelassen.


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Was ist hier falsch?
Ein Flachbrenner mit Kosmoszylinder,
richtig wäre ein Bauchzylinder oder Wiener-Zylinder


Der Kosmosbrenner hat sich nach 1870 so gut bewährt, dass er alleine von der Firma Wild & Wessel millionenfach hergestellt und in alle Teile der Welt ausgeliefert wurde. Er war damals in fast jedem Haushalt zu finden und es gab wohl kaum eine Stadt auf der Welt, wo er nicht vorhanden war. Mit der Produktion des Kosmosbrenners waren damals Tausende von Männern und Frauen beschäftigt gewesen. Auch wurde er von anderen Firmen in der gleichen Form nachgebaut.


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10-liniger Kosmosbrenner in Betrieb



Flammscheibenbrenner

Der Flammscheibenbrenner ist eine Weiterentwicklung des Kosmos- oder Rundbrenners, bei dem einige Millimeter über dem Dochtende eine Metallscheibe gesetzt wird, die auch Flamm- oder Brandscheibe genannt wird. Die Flamme trifft bei ihrem Weg nach oben auf diese Scheibe und wird dadurch breiter und auch etwas heller. Man benötigt wegen der breiteren Flamme spezielle Glaszylinder, die eine kugelförmige Ausbuchtung im unteren Teil haben. Dadurch wird die Flamme halbkugelförmig ausgebreitet.


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Flammscheibenbrenner 15-linig


Diese Flammscheibenbrenner wurden von verschiedenen Herstellern gebaut, die diese Brenner unter verschiedenen Markennamen vertrieben, z. B. Matadorbrenner, Odinbrenner oder Idelabrenner.

Der bekannteste Flammscheibenbrenner ist der Matadorbrenner, der um 1895 von der Firma Ehrich & Graetz in Berlin entwickelt wurde. Der Matadorglaszylinder hat einen kugelförmigen Bauch im unteren Teil damit die Flamme genug Platz hat.

Der Vulkanbrenner, der ebenfalls von der Firma Wild & Wessel in Berlin im Jahr 1882 patentiert wurde, ist ein Flammscheibenbrenner, bei dem der bauchförmige Glaszylinder unterhalb der Flammscheibe eine Einschnürung besitzt. Durch diese Einschnürung wird die Flamme tulpenförmig ausgebreitet.

Von der Firma Wild & Wessel in Berlin stammt auch der Centralbrenner. Bei diesem Flammscheibenbrenner wird ein geschlossener Schlauch- oder Runddocht verwendet, der im unteren Teil mehrere Strähne besitzt, die bis in den Petroleumtank hinabreichen. Jeder dieser Strähne verläuft in einem eigenen Kanal. Zwischen den Kanälen befinden sich Löcher, durch welche Luft vom Petroleumtank in das innere Brennerrohr geführt wird.

Der Central-Vulkanbrenner ist eine Kombination aus Central- und Vulkanbrenner, d. h. ein Centralbrenner mit einem bauchförmigen Glaszylinder, der eine Einschnürung besitzt.


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Die verschiedenen Glaszylinder:
Links: Bauchzylinder oder Wiener Zylinder für Flachbrenner
Mitte: Kosmoszylinder für Kosmosbrenner
Rechts: Matadorzylinder für Flammscheibenbrenner



Perkeobrenner

Der Perkeobrenner, auch als Sparbrenner oder Nachtlichtbrenner bezeichnet, benutzt einen runden Docht. Ihn gibt es auch als Miniversion, z. B. für Puppenstubenlampen. Auch er hat einen bauchförmigen Glaszylinder und wird heute noch oft hergestellt, z. B. Minilampen aus Chinaproduktionen. Bei diesen Minilampen ist allerdings etwas Vorsicht angesagt. Man liest ab und zu, dass bei ihnen die winzigen Glaszylinder geplatzt sind. Wahrscheinlich sind diese Minilampen einfach zu klein und die Flamme erzeugt in der kleinen Lampe zuviel Hitze. Sie sind daher mehr als Schmuck für das Regal als für den Betrieb geeignet.


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Perkeobrenner


Die größeren Perkeobrenner funktionieren dagegen einwandfrei. Ich habe selbst einen solchen dauerhaft auf dem kleinen Wohnzimmertisch stehen, der im Winter abends oft auch in Betrieb ist.


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Perkeobrenner auf dem Wohnzimmertisch



Weitere Brennerformen

Der Universalbrenner besitzt einen geschlossenen runden Docht. Daher muss die Luft im Innenbereich der Flamme durch ein durch den Petroleumtank hindurchgehendes Luftzugrohr von aussen angesogen werden. Dadurch wird der Tank kompexer und daher können diese Brenner nur auf ihrem Originaltank benutzt werden. Man bezeichnet diese Art von Lampen auch als Zentralluftzuglampen.

Bei dem sogenannten Duplumbrenner, der von der Firma W. H. Hecht in Berlin in den Handel gebracht wurde, sind zwei Dochte vorhanden - ein Haupt- und ein kleiner Nebendocht. Dreht man den Hauptdocht herunter, um die Flamme zu löschen, bewegt sich der Nebendocht nach oben und entzündet sich an der Flamme. Wenn die Flamme am Hauptdocht gelöscht ist, brennt die kleine Flamme am Nebendocht weiter. Dadurch wird das ständige Anzünden der Lampe vermieden, denn wenn der Hauptdocht wieder hochgedreht wird, entzündet er sich an der kleinen Flamme des Nebendochtes!

Dann gab es Brenner, wo durch Drehen eines Hebels der gesamte Zylinderträger angehoben wurde. Durch eine sogenannte Galeriehebevorrichtung, die man z. b. auch bei den Sturmlaternen findet, läßt sich die Lampe erheblich leichter anzünden zu können. Ein Beispiel dafür ist der sogenannte Marcellbrenner, der ebenfalls von der Firma W. H. Hecht in Berlin stammt. Durch diese Hebevorrichtungen entfällt das ständige und mühselige Abnehmen von Glaszylinder und, soweit vorhanden, dem Blendschirm, um die Flamme zu entzünden.



Blendschirme

Die Petroleumlampen waren deutlich heller als aller vorher benutzten Lichtquellen. Die Ansprüche an die Helligkeit der Beleuchtung waren damals aber gering. So kam es, dass die Flamme besonders der Rundbrenner den Leuten schon zu hell war. Aus diesem Grund wurden zusätzliche Blendschirme in Glockenform aus weißem, opalen oder grünen Milchglas über den Glaszylinder gesetzt.

Diese sogenannten Vestaschirme werden auf einem kreisförmigen Ring gelegt, auch Schirmreif oder Tripod genannt, der mit dem Brenner verbunden ist. Diese Schirme hatten die Aufgabe das Licht zu dämpfen und diffuser zu machen.

Oft wurden damals zusätzlich Perlenfransen an der Unterkante der Vestaschirme befestigt, die man teilweise noch bei alten Lampen in Museen sieht. Auch diese hatten die Aufgabe, dass Licht zu dämpfen.



Formen der Petroleumlampe

Die Petroleumlampe wurde unterschiedlich benutzt. Es gab sie oft als Tischlampe, die einfachen nur mit einem Glaszylinder und die besseren mit einem zusätzlichen Vestaschirm darüber.


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Petroleumtischlampe ohne (links) und mit Vestaschirm (rechts)


Eine weitere Form ist die Petroleumwandlampe, auch als Küchenlampe bezeichnet, weil sie oft in den damaligen Küchen über dem Kohleherd hing. Hier existiert um den Tank herum eine Einschnürung, in der eine Metallaufhängevorrichtung geklemmt wird, mit der man die Lampe an einer Wand aufhängen kann. Zusätzlich befindet sich zwischen Lampe und Wand noch ein Reflektor aus Metall oder in Form eines Spiegels. Dieser schützt die Wand oder die Tapete vor der Hitze der Flamme.


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Petroleumwandlampen (Küchenlampen):
Links 10-liniger Kosmosbrenner und rechts 5-liniger Flachbrenner


Eine weitere Form ist die Petroleumhängelampe. Diese wird mit Ketten an der Decke aufgehängt, die von verzierten am Tank befestigten Metallbügeln ausgehen. Auch bei diesen Lampen war über dem Glaszylinder oft ein Vestaschirm aus weißem oder grünem Milchglas gestülpt. Diese kostbaren Lampen hingen früher oft über den Tischen alter Stuben. Heute kann man sie noch in manchen Museen bewundern.


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Petroleumhängelampe



Das Petroleumglühlicht

Der Chemiker Freiherr Carl Auer von Welsbach entwickelte um 1885 einen Glühkörper, indem er ein Baumwollgestrick in Thorerde tränkte. Thorerde entsteht, wenn man das Metall Thorium bei Erhitzung verbrennt. Wird dieser Glühkörper durch eine blaue Gasflamme erhitzt, erzeugt er eine zuvor nicht gekannte Leuchtkraft, die man mit einer normalen Dochtlampe niemals erreicht. Später verbesserte er die Leuchtkraft durch den Zusatz von Cernitraten. Man spricht auch heute noch vom Auer-Glühstrumpf.

Der Auer-Glühstrumpf wurde vor allem für die Gasbeleuchtung verwendet. Es geht aber auch mit Petroleum. Durch eine komplizierte Luftführung in der Petroleumlampe wird eine blaue und heiße Flamme erzeugt, ähnlich wie bei einem Bunsenbrenner. Man spricht auch von einer entarteten Flamme. Diese blaue Flamme ist imstande den Auer-Glühstrumpf zu betreiben. Man nennt solche Lampen mit Auer-Glühstrumpf auch Petroleumglühlicht.

Ein Beispiel für eine solche Petroleumglühlichtlampe ist die bekannte Aladdinlampe, eine völlig ausgereifte Entwicklung, die zuverlässig funktioniert, wenn man sie richtig behandelt und pflegt. Sie erreicht eine Helligkeit, die in etwa der einer elektrischen Glühlampe mit 50 bis 60 Watt entspricht.



Petroleumlampen in der Nachkriegszeit

In der Nachkriegszeit nach 1945, als es in vielen Gegenden durch die Kriegsschäden längere Zeit keinen Strom gab, wurden viele Petroleumlampen wieder hervorgeholt. Dabei wurde aber auch vieles einfach so zusammengebastelt; leider auch einiges, was normal gar nicht zusammenpasst, z. B. falsche Zylinder auf irgendwelche Brenner gesetzt. Die Hauptsache war, dass es leuchtete. So tauchen auf Flohmärkten heute immer wieder solche fehlerhaft zusammengebastelten Konstruktionen auf. Sofern es sich um normale Kosmos- oder Flachbrenner handelt, lassen sich die falschen Glaszylinder meist gegen richtige ersetzen.



Dochttriebräder

Das Dochttriebrad gibt oft Auskunft über die Herstellerfirma der Lampe. Dochttriebräder sind oft eigene kleine Kunstwerke. Von einem defekten Brenner, wo sich eine Reparatur nicht mehr lohnt, sollte man zumindest das Dochttriebrad behalten.

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