JAMES LAST

James Last kenne ich bereits seit einem Alter von 4 Jahren. Das war im Jahr 1973. Damals konnte ich bereits selber Schallplatten auflegen. Darunter waren die Schlagerplatten meiner Eltern, aber auch eine Platte von James Last. Da diese Platte heute nicht mehr existiert, kann ich nicht mehr genau sagen welche das war. Ich kenne nur das grüne Cover mit den tanzenden Leuten und das war die "Nonstop Party 68". An die Musikstücke auf dieser Platte kann ich mich aber noch genau erinnern, und das war definitiv nicht die "Nonstop Party 68", sondern eher die "Nonstop Dancing Forever". Die Schallplatte steckte damals also in einem falschen Cover.

Ende der 70er Jahre mochte ich besonders Marschmusik. Anfang der 80er ging ich dann mehr und mehr zu der damals aktuellen Popmusik über, welche die bis dahin gehörte Musik ablöste. Ende der 80er wechselte ich dann ein wenig zur Klassik.

Im August 1991 entdeckte ich bei meinem Vater die CD "James Last spielt Bach". Diese fand ich hervorragend und wenig später hatte ich sie selbst. Der leicht hinterlegte Rythmus und die weiträumigen Streicherklänge faszinierten damals. Der Name James Last war mir ja schon bekannt, aber mir war damals eher neu, dass er auch solche Musik gemacht hat. Kurz darauf folgten weitere CD's von James Last: "Träum was Schönes", "James Last spielt Mozart" oder "Classics by Moonlight". Der weiträumige und tolle Klang war immer der gleiche. Diese CD's hörte ich besonders abends bei der Beschäftigung mit der Astronomie.

Im Januar 1992 fielen mir in der Stadt in einem Kaufhaus andere Last-Alben auf. Ich probierte mal ein nicht klassisches, es war "Moonriver und andere Filmmelodien" aus der Serie "Ein Sound geht um die Welt". Und diese CD fand ich genauso gut wie die klassischen Alben. Auch hier dominierte wieder der tolle weiträumige Klang besonders der Streicher.

Das zuletzt gekaufte Last-Album gehörte zu einer Serie mit dem Namen "Ein Sound geht um die Welt". Nach und nach kaufte ich alle 20 Alben dieser Serie. Bald folgte das Album "Biskaya", das ich im Frühjahr 1992 fast jeden Abend beim Lesen in dem Kosmos-Sternatlas hörte. Oder das Album "Wenn der Tag zu Ende geht...".

In den folgenden Jahren hörte ich fast ausschließlich James Last und hatte bald viele CD's von ihm. Im Mai 1993 zog bekam ich zwei neue Zimmer, die meine kürzlich verstorbene Oma zuvor bewohnt hatte. Im Sommer 1993 hörte ich beim Lesen in einem Wetterbuch besonders oft das Album "James Last in Scotland", was wirklich sehr gut war. Ab dem Herbst 1993 interessierten mich zunehmend die Swingmelodien ohne Streicher.

Bald ging ich zum An- und Verkauf und suchte nach alten Schallplatten von James Last. Schnell wurde ich fündig und es dauerte nicht lange und da standen zu Hause einige Dutzend an LP's. Darunter waren auch einige Platten der bekannten Serie "Nonstop Dancing". Mit diesen Platten lernte ich schließlich einen anderen James Last kennen, nämlich nicht nur den ruhigen mit klassischen Arrangements, sondern auch den Partyking, wie er früher oft genannt wurde.


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Meine Sammlung von James Last um 1998


Meine Sommeralben von James Last waren "Bella Italia", "Biskaya", "Tropical Paradise" und "Paradiso". Jedesmal wenn es im Mai warm wurde und die Sonne schien, lief im Auto das Album "Bella Italia", damals noch von einer zuvor aufgenommenen Cassette.

Im Jahr 1994 wurde James Last 65 Jahre alt. Auf der Titelseite des Weltbild-Kataloges war ein großes Foto von ihm abgebildet. Ich ging damit zum Copyshop und ließ für sagenhafte 10 DM eine Farbkopie davon anfertigen. Diese kam in einen Bildträger und wurde an die Wand gehängt. Später machte ich das gleiche mit einem Foto von James Last auf der Innenhülle einer alten LP. Ein Freund aus unserem Astronomieverein meinte später einmal, ich hätte zu Hause so ein altes vergilbtes James Last Foto an der Wand hängen...

Im November 1994 folgten die Alben "In the Mood for Trumpets" oder "Instrumentals forever", die recht oft liefen. In den Jahren 1994 und 1995 habe ich im Sommer wie im Winter besonders zwei weitere Alben von James Last sehr oft gehört: "Tropical Paradise" und "Happy Heart". Beim letzteren waren die Einspielungen aber anders als die mir bekannten, es waren neuere Versionen. "Morgens um sieben", "Games that lovers play", "Happy Heart" oder "Happy Luxemburg" zeigten sich in einem neuen Gewandt. Ich fand die neuen Versionen ebenfalls sehr gut, da sie auch etwas weicher klangen, wie die älteren. Da ich damals einen Job permanent in der Spätschicht hatte, waren die Abende immer sehr lang und gingen bis weit in die Nacht hinein. Ich weiß gar nicht mehr, wieviel unzählige Male ich abends / nachts diese CD gehört habe.


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Das Zimmer im Jahr 1995
In dieser Umgebung lief jeden späten Abend das Album "Happy Heart" von James Last


Als ich bei einem Freund war, erzählte mir dieser, dass er ab und zu auf Studentenpartys ist. Er meinte da könne ich auch hingehen, auch als Nichtstudent, das kontrolliert da keiner. Aber, meinte er, James Last wirst Du da nicht hören. Ich fragte ihn, wie er jetzt da drauf kommt. Naja, meinte er, als er mal bei mir zu Hause war hätte er gesehen, dass ich sehr viele CD's von James habe. Aber da war das für mich schon gegessen. Ich sagte, erstmal bin ich sowieso nicht der Partygänger, und wenn ich dann auf einer Party nichtmal meine Lieblings-Partymusik hören kann, dann kann ich mir den Mist sowieso schenken. Auf ständige Ballermusik oder E-Gekreische habe ich sowieso keine Lust.

Im Sommer 1995 las ich auf einer LP von James Last im Infotext, dass es neben James Last nur noch Bert Kaempfert geschafft hätte, sich mit reiner Orchestermusik weltweit durchzusetzen. Ich ging zum Mediamarkt und kaufte das Album "Golden Memories". So kam ich zu Bert Kaempfert und dieser übernahm mein Musikprogramm für gut ein Jahr, wo sich viele CD's ansammelten.

Im Sommer 1996 änderte sich das private Musikprogramm wieder und ich wechselte für etwa zwei Jahre auf die aktuelle Chartsmusik. Erst im Herbst 1998 kehrte ich wieder zu James Last zurück und schaute im An- und Verkauf nach älteren Platten und kaufte neue CD's. In den nächsten Jahren war weiterhin Radio- und Popmusik angesagt, aber es ging von der Disco-Dancemusik zu ruhigeren Sachen.

Irgendwann im Herbst 1998 ging ich bei Brinkmann in Kiel in die CD-Abteilung und sah nach CD's von James Last. Ich fand die Doppel-CD "Welthits in Gold" und hörte kurz hinein. Bei dieser CD fiel mir auf, dass einige Einspielungen neu arrangiert waren - dass es nicht die älteren bekannten Einspielungen waren. Ich weiss noch, dass ich nach dem Probehören dieser CD zum Verkäufer sagte, dass viele Stücke darauf anscheinend neuere Einspielungen sind. Da sagte der nur "Ach, was weiss ich...". So eine Ignoranz und ein Desinteresse fand ich gar nicht gut.

Im Jahr 1999 war ich das einzige Mal auf einem James Last Konzert im Kongreßzentrum in Hamburg. Da ich damals nicht viel Geld hatte, reichte es nur für eine Karte auf den hinteren Plätzen. Daher habe ich von dem auf der Bühne leider recht wenig gesehen, aber trotzdem war es ein tolles Erlebnis.

Im Mai 2000 begann ich mit der Seewetterfotografie im Bereich des Bülker Leuchtturms. In den folgenden 3 Jahren fuhr ich sehr oft dorthin und fotografierte Wolken über der See, Leuchttürme, Leuchttonnen und Schiffe. Auf der Fahrt an die Küste liefen immer die dazu passenden Alben "Käpt'n James bittet zum Tanz" und "Rolling Home" von James Last, die ich auf eine Cassette aufgenommen habe, um sie im Fahrzeug abspielen zu können.


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Zur See gehörte immer das Album "Käpt'n James bittet zum Tanz" oder "Rolling Home" von James Last


Im Herbst 2003 widmete ich mich verstärkt der Synthesizermusik von Vangelis, Klaus Schulze und Mike Oldfield, was auch in den nächsten Jahren so blieb. Im Sommer war meine Lieblingsmusik aber immer die Alben "Paradiso", "Rolling Home" und "Käpt'n James bittet zum Tanz", besonders bei Fahrten an die Küste. Und jedes Jahr zu Silvester hörte ich "Nonstop Dancing 1965 - 70" - ein Album das richtige Partystimmung aufkommen ließ. Da es nicht auf CD erhältlich war, habe ich diese Doppel-LP auf eine Cassette aufgenommen. Sonst hörte ich in dieser Zeit überwiegend Synthesizermusik.

Von meinen gesamten CD's habe ich später die Booklets eingebüßt, da sie auf einem Regal direkt an der Außenwand standen. Da diese unisolierte alte Außenwand im Winter immer recht kalt war, hatten 2012 alle CD's Schimmelflecken. Im Sommer 2012 habe ich alle CD's nach und nach gereinigt und neue Hüllen spendiert (die schmalen). Die Bookletts wurden eingescannt und kamen anschließend in eine Kiste in den Keller. Lediglich die Titellisten wurden ausgedruckt und in die neuen Hüllen gelegt. Zumindest die gesamte Musik konnte ich so retten. Anschließend wurden fast alle Regale an die Innenwände gestellt, die Außenwände neu tapeziert und es gab nie wieder Probleme.

Am 10. Juni 2015 kam die Nachricht, das James Last gestorben ist. Auch wenn ich seine Musik die Jahre davor kaum gehört hatte, war das doch erstmal wie ein Schlag. Ich wurde sofort aktiv und sammelte Zeitungsartikel und Berichte aus dem Internet. Gleichzeitig begann ich wieder, Alben von James Last herauszusuchen und stellte mir eine Best-of CD zusammen, die ich die nächste Zeit oft hörte.

James Last war sehr vielseitig und hat wirklich fast alles gespielt. Allerdings gefällt mir nicht alles von ihm, denn ich bin z. B. kein Schlager oder Volksmusikfan. Auch gefallen mir von James Last die meiner Ansicht nach mit singenden Chor eher verhunzten schönen Instrumentalstücke nicht. Beispiele sind die Aufnahmen von "Nonstop Dancing" ab 1970, die "Sing mit"-Partys, oder das Album "Auf Last gehts los". Am besten gefallen mir von James Last (oder genauer auch nur) die rein instrumentalen Titel ohne singenden Chor, z. B. die "a gogo"-Serien mit kleiner Besetzung, die hervorragenden Arrangements der Weltmelodien mit großem Orchester und viel Streichern oder die sehr guten Klassik-Einspielungen und weiterhin die Titel, wo der Chor wie bei Bert Kaempfert als weiches Instrument eingesetzt wird. Besonders gut finde ich die Serie "Ein Sound geht um die Welt", die aus 20 CD's besteht und hervorragende instrumentale Arrangements mit großem Orchester enthält. Von den Aufnahmen der "Nonstop Dancing" gefallen mir nur die ganz alten bis 1970 ohne singenden Chor - die finde ich aber Spitze. Die Doppel-LP "Best of Nonstop Dancing 1965 - 1970" ist für mich z. B. die beste Partymusik.

Wie man sieht, bedeutet der Name James Last eben nicht nur Happy-Partysound, Sing-mit-Feten oder Volksmusik. Um ein wirkliches und klares Urteil finden zu können, sollte man sich mit ihm schon etwas genauer und länger beschäftigen. Er ist oder besser war meiner Ansicht nach einer der besten Musiker die es je gegeben hat.



Etwas mehr über James Last

Hier habe ich einige Dinge aus dem Leben von James Last zusammengetragen. Die meisten Infos bekam ich aus vielen kleinen Interviews mit James Last, die ich im Laufe der letzten Jahre vor seinem Tod gesehen habe.

James Last, dessen richtiger Name eigentlich Hans Last ist, wurde am 17. April 1929 in Bremen geboren. Sein Vater war ebenfalls begeisteter Musiker gewesen. Auch seine beiden Brüder Robert und Werner waren sehr musikalisch. Im Alter von 12 Jahren erhielt James Last seinen ersten Klavierunterricht. Seine Lehrerin meinte nach einiger Zeit "Lass es sein mit der Musik, aus Dir wird sowieso nichts". Doch Last gab nicht auf und sein zweiter Klavierlehrer war wie ein Vater zu ihm und erkannte, dass er Talent hatte.

Als James Last 14 Jahre alt war, sagten seine beiden Brüder zu ihm, er solle zusehen, dass er auf die Musikschule kommt. Doch im Jahr 1943 waren die privaten Musikschulen geschlossen. Das einzige was blieb war die Heeresmusikschule. James Last wurde aufgenommen und lernte die Instrumente Kontrabass und Tuba, die er sehr gut spielen konnte.

Zum Ende des Krieges tauchte im Hause Last ein amerikanischer Soldat auf und fragte: "Do you play music?". James Last fuhr mit ihm zu einen amerikanischen Tanzclub, wo er anschließend auf dem Klavier spielte. Später spielte er mit seinen beiden Brüdern Robert und Werner in den amerikanischen Clubs in Bremen, James Last am Kontrabass. Sie bekamen dafür vor allem Zigarretten.

Nach dem Krieg wurde Last Bassist beim Tanzorchester von Radio Bremen und spielte dort Jazz und Tanzmusik. Besonders die Hits von Glenn Miller machten ihn ungeheuren Spass: "In The Mood", "American Patrol" und die "Moonlight-Serenade". Schließlich gründete Last für Radio Bremen ein Streichorchester, das Hans Last Orchester. 1955 bekam Last eine Stelle als Bassist im NWDR-Tanzorchester und heirate seine erste Frau Waltraud. Er zog nach Hamburg-Uhlenhorst und gründete eine Familie.

1960 zog James Last in ein Reihenhaus in Hamburg-Langenhorn. In dieser Zeit wurden dort viele Partys gefeiert. Man ludt sich gegenseitig ein, aber James Last waren diese Partys irgendwie zu steril. Es begann oft mit "Guten Abend gnädige Frau", aber es kam keine richtige Partystimmung auf. Da kam Last die Idee, eine Platte aufzunehmen, wo neben der Musik auch Partygeräusche enthalten sind. Wenn diese Platte läuft, hätte ein Außenstehender den Eindruck, dass das Haus voller Gäste ist und das da eben was los ist.

Diese Idee setzte Last in einer Platte mit dem Titel "Nonstop-Dancing" im Jahr 1965 um. Die Titel gehen alle ineinander über, also ohne Pause und ohne Leerlaufrillen wie bei üblichen Platten. Daher auch der Name "Nonstop". Als die Aufnahme fertig war, ludt Last einige Leute ins Studio ein und sie machten dort Party. Dabei wurde die neue Aufnahme abgespielt, die Leute lachten und sangen zu der Musik, und diese Partygeräusche wurden anschließend in die Aufnahme eingemischt.

Die erste Platte "Nonstop Dancing" wurde ein Riesenerfolg. Es folgten bald weitere Aufnahmen dieser Art, später 2 pro Jahr. James Last arrangierte für die Platten des "Nonstop Dancing" deutsche und internationale Musikstücke u. a. auch Kompositionen der Beatles. Pro Platte waren 28 Stücke enthalten, denn mehr erlaubte die GEMA damals nicht. Diese aus mehreren Kompositionen zusammengesetzten Musikstücke werden Potpourri genannt. Um die GEMA-Kosten gering zu halten, wurde jede Komposition maximal 1 Minute 45 Sekunden gespielt.

James Last schlug damit eine Brücke zwischen jung und alt. Über seine Musik hörte sich die damals ältere Generation z. B. auch die Beatles an.

Bei der Platte "Nonstop Dancing 65" gab es eine Änderung, die Last selbst überraschte: Auf der Platte stand nicht sein Geburtsname Hans Last, sondern plötzlich James Last. Darüber war er erstmal entsetzt, denn das hat die Plattenfirma einfach so gemacht, ohne ihn darüber zu informieren oder ihn zu fragen. Später erwies sich das aber doch als vorteilshaft, weil die Platten ja nicht nur in Deutschland, sondern in aller Welt verkauft wurden. Und da klang der neue Name James Last doch besser.

Mitte der 60er Jahre begann James Last seine "a gogo" Serien. Auf Wunsch seiner Plattenfirma, der Polydor, spielte Last ein Album mit zwei Hammond-Orgeln und kleiner Besetzung ein. Die neue Platte mit dem Namen "Hammond a gogo" war eine ausgezeichnete Barmusik und wurde später auch oft in Bars gespielt. Später folgten zwei weitere Platten dieser Art.

Besonders viel Spass machten James Last die Aufnahmen seiner drei Alben "Trumpet a gogo". Hier spielte er die Titel, die er schon damals in den amerikanischen Clubs gespielt hatte. Das erste Album erschien 1966, das zweite 1967 und das dritte 1968. Daneben gab es noch weitere Produktionen dieser Art, nämlich "Guitar a gogo", "Piano a gogo" und "Humba Humba a gogo". Die Bezeichnung stammt von "Whisky a gogo". Das bedeutet, dass ein Gast in einer Bar eine ganze Flasche Whisky bestellte und auch bezahlte, von dieser aber nur einen Teil trank, und als er ging, wurde die Flasche beim Wirt verwahrt bis zu seinem nächsten Besuch.

Ende der 60er Jahre ging James Last auf ein Konzert nach Kanada. Das kanadische Publikum war umwerfend, es kannte alla seine Arrangements und alle sangen mit. Im Herbst 1970 gab es das erste Konzert in Deutschland von James Last. Als Sängerin konnte er Katja Ebstein für diese Tournee gewinnen. Seitdem war James Last jedes Jahr auf Tournee.

Anfang der 70er Jahre kaufte James Last sich ein Boot, welches aber in Florida lag. Nachdem er dort sein neues Boot übernahm, fielen ihm die schönen Häuser am Wasser auf. Schließlich kaufte er sich dort ein Haus und blieb seitdem an Florida hängen.

Im Jahr 1972 ging James Last auf eine Konzerttournee in die Sowjetunion. Das war damals zur Zeit des kalten Krieges eine nicht einfache Sache gewesen. Als er bei seinem Konzert in Moskau den Titel "Power to the people" (Macht dem Volke) spielte, stellten die Sowjets plötzlich den Strom der gesamten Bühne ab, aber Last hat sich davon nicht beeinträchtigen lassen. Er sagte "Wir haben den Titel zu Ende gespielt". Das war zwar ohne Licht und Verstärkung, aber das Orchester hatte man natürlich trotzdem noch gehört.

Das Orchester James Last ging oft auf Tournee, ob in Afrika, Japan oder Australien. Überall waren die Leute begeistert von seiner Musik und sangen und tanzten auf den Konzerten. Wie Last einmal sagte, sitzen wir doch alle im selben Boot und die Grenzen sind eigentlich überflüssig.

Im Studio war Peter Klemt der Toningenieur von James Last. Er hatte ein sehr gutes Klanggefühl und daher klingen die von ihm abgemischten Aufnahmen auch so hervorragend. Am Anfang wurde in Zweispurtechnik aufgenommen, also mit einem Stereomikrofon das ganze Orchester aufgenommen, aber später kam das Mehrspurverfahren, wo fast jedes Instrument eine eigene Tonspur auf dem Tonband hat.

Da sich der Lebensmittelpunkt von James Last immer mehr nach Amerika verlagerte, beschloss er sich in Florida ein eigenes Tonstudio einzurichten. Da kamen auch viele neue elektronische Geräte dazu. Sein Sohn Ronald und dessen Freund Tommy halfen Last mit der neuen Technik umzugehen. So hielt schließlich der Synthesizer bei ihm Einzug. In Zusammenarbeit mit seinem Sohn Ronald und dessen Freund Tommy nahm Last 1982 in Florida seine LP "Biskaya" auf, ein Akkordeonalbum, wo er erstmals den Synthesizer einsetzte. Darauf folgte ein weiteres Akkordeonalbum - "Paradiso" und später das Album "Paradiesvogel". Auch hier wurde der Synthesizer für elektronische Klänge und Effekte eingesetzt. Damit verletzte Last sein bisheriges Prinzip, dass bei seiner Musik alles handgemacht ohne elektronische Instrumente sei, aber Last wollte seine Musik weiterentwickeln und war der Ansicht, dass man alte Erfolgsrezepte nicht immer neu wiederholen müsse und auch mal etwas neues ausprobieren sollte. Später übernahm sein Sohn Ronald die Tontechnik.

Seit Mitte der 80er Jahre gab es vom Orchester James Last keine Tournee mehr in Deutschland. Es fand sich kein Veranstalter, der das Risiko einer Tournee mit einer reinen Instrumentalband ohne Gesangsstimme auf sich nehmen wollte. Stattdessen gab es viele Tourneen im Ausland, so auch in der berühmten Royal Albert Hall in London. Erst im Jahr 1995 wollte ein Herr Semmelmann das Orchester James Last für eine Konzerttournee in Deutschland verpflichten. Damit gab es im Jahr 1996 nach langem auch wieder eine Tournee in Deutschland.

Viele denken, dass die Serie "Nonstop Dancing" die erfolgreichste von James Last ist, aber das stimmt nicht. Wie Last selber in Interviews sagte, ist die Serie "Classics up to Date" seine erfolgreichste gewesen. Das waren Arrangements klassischer Werke von Mozart, Bach oder Beethoven, die mit leichten Rythmus hinterlegt wurden und sich in einem neuen Gewandt zeigten. Von dieser Serie gab es insgesamt sechs Platten. Pro Platte wurden über eine Million verkauft.

Neben den überragenden Erfolgen gab es bei James Last auch einige Schicksalsschläge. Im Jahr 1982 starb sein Bruder Werner und im Jahr 1985 sein Bruder Robert. Und im Jahr 1997 starb seine Frau Waltraud nach schwerer Krankheit. Damit brach für ihn alles zusammen, er fiel in ein tiefes Loch. Wenn seine zweite Frau Christine nicht wäre, die er im Jahr 1999 geheiratet hat, wäre er warscheinlich nie wieder aus diesem Loch herausgekommen.

Zu seinen Musikern war Last immer sehr großzügig. Sie sind, wie er wörtlich sagte, seine Freunde. Nach jedem Konzert saß Last mit seinen Musikern z. B. in der Hotelbar stundenlang gemeinsam zusammen, es gab etwas zu essen und zu trinken, sie unterhielten sich oder spielten etwas. Im Jahr 2012 erhielt Last den Deutschen Musikautorenpreis der GEMA für sein Lebenswerk. Darin heißt es, dass er den Preis für seine unglaubliche Art bekomme, mit seinen Mitarbeitern umzugehen, mit seinen Musikern.

James Last machte immer wieder deutlich, dass er kein Chef ist. Er arrangierte Musik und schrieb es so auf, wie er die Musik fühlte und er es für richtig hielt und nicht wie es das Publikum gerne hätte. Das war seine Strategie und sein Schlüssel zum Erfolg: "Man muß sich selber treu bleiben" sagte er und man darf sich nicht von anderen reinreden lassen z. B. "dass mußt Du aber so machen"; dann ist es nämlich vorbei. Und Millionen haben nach seiner Musik getanzt und diese ebenfalls gut gefunden.

Auch betonte Last, dass er keinen Sound erfunden hätte. Es ist einfach sein besonderer Schreibstiel, seine Handschrift, die seine Musik auszeichnet. Auch sah er sich als Musiker: Er mache keine Arbeit, sondern Musik. Musik war seine Lieblingsbeschäftigung. Und in den Hotelbüchern stand immer "Hans Last, Musiker".

James Last hatte auch mit seinen 85 Jahren nicht den Kontakt zu jungen Leute gescheut. Er arbeitete mit Rappern zusammen und mit Lady Gaga. Er sagte, dass viele diese Frau nur nach ihrem äußeren, bunten, und etwas verrückten Aussehen beurteilen, aber die Frau kann sehr gut singen und macht alles selber. So hatte Last auch immer Kompositionen von aktueller Musik arrangiert und in seinen Konzerten gespielt. Er selbst hat privat auch klassische Musik gehört, z. B. Claude Debussy, wenn es mal ruhiger sein sollte.

Und auf die Frage hin, warum sich ein Mann so etwas mit 80 noch antut, meinte James Last, dass er sich gar nichts antut. Er hat seinen Spass daran Musik zu machen, zu arrangieren und wenn dann alle zusammen auf der Bühne diese Musik spielen, das sei doch toll. Ein Maler würde ja auch nicht mit 65 den Pinsel aus der Hand legen und aufhören. Bei ihm sei das genauso - er macht solange weiter bis der da oben sagt: Jetzt brauchen wir Dich.

Ob es einen Nachfolger für James Last geben wird? Zu dieser Frage sagte Last "wahrscheinlich nicht". Denn es ist seine Handschrift die seine Musik ausmacht und die läßt sich nicht auf jemand anderen übertragen.

Auch hat sich das Bild heute gewandelt. Es ist alles viel kurzlebiger, schneller und agressiver geworden. Große Tonstudios gibt es nicht mehr viele und die es noch gibt, nehmen kaum noch große Orchester. Die jungen Leute holen sich ihre Musik hauptsächlich aus dem Internet und dem Computer, und deshalb sind solche Alben, wie man sie früher aufgenommen hat, auch nicht mehr so von Interesse.

Am 9. Juni 2015 ist mit James Last der letzte große deutsche Bandleader gegangen. Damit wird solche Musik heute leider fast gar nicht mehr produziert. Was es heute noch gibt, ist z. B. die Bigband der Bundeswehr, die ich zur Kieler Woche 2018 auf der Rathausbühne sehen konnte.

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